1. Elektronischer Verschlussvorhang

Wieso nur ein Verschlussvorhang?

In den Einstellungen der Sony Alpha 7 (und eine römische Ziffer I-IV) gibt es viele Features, die mich anfangs, heute manchmal auch noch, ziemlich gefordert haben. Eine besondere möchte ich hier erwähnen. Recht sprechend im Kamera internen Menü liest man „elektronischer erster Verschlussvorhang“. Dieser lässt sich ein- oder ausschalten.

„Wie bitte?“

Ich habe doch in den Spezifikationen der Kamera von den zwei mechanischen Verschlussvorhängen gelesen, dem sogenannten „Schlitzverschluss“. Auch sind mir die unterschiedlichen anderen Ausprägungen bekannt gewesen, aber… bedeutet das jetzt etwa, dass es gar keinen zweiten mechanischen Vorhang gibt? Nein, das bedeutet es natürlich nicht. Die Kamera verfügt natürlich über zwei mechanische Verschlussvorhänge. Aber was soll da noch die elektronische Ausführung? Und was ist besser?

Dazu las ich oberflächlich etwas wie: „Dann verschleißt der gesamte Mechanismus nicht so schnell….“ Das stimmt sogar. Ist aber auch so ziemlich der einzige Vorteil, zumindest meiner bescheidenen Meinung nach. Eine kleine Einschränkung zu der vorherigen Behauptung wäre die Preislage, alles, was ich hier schreibe, bezieht sich auf die Hobbyfotografie. Bei High End Geräten sind bestimmte Einzelheiten halt einfach high end, für mich unerreichbar, weil nicht zu bezahlen und somit out of Scope.

Zurück zum Vorhang bzw. den Vorhängen. Diese sind zwar noch in einzelne Lamellen unterteilt, sehen aber dennoch dem klassischen Vorhang vor dem heimischen Fenster ziemlich ähnlich. Je nach Kamera bewegen sich diese vertikal, wie bei meiner Knipse, oder horizontal. Die beiden rasen oder schleichen, je nach genutzter Verschlusszeit, ziemlich fix nacheinander von einer Seite zur anderen. Zunächst verschließt der erste Vorhang bei diesem Schlitzverschluss komplett die Sicht auf den Sensor und öffnet sich danach wieder. Der zweite Vorhang rast hinterher oder lässt sich damit Zeit (Verschlusszeit) und lässt so einen schmalen Spalt oder den kompletten Sensor sehen. Somit wird aus Sicht der einzelnen zu belichtenden Bildpunkte die gewünschte Belichtung errechnet und auch das Gesamtbild erstellt.

Stellt man nun den ersten elektronischen Verschlussvorhang auf „ein“ wird der erste mechanische Verschluss nicht ausgelöst, sondern bleibt, wo er ist. Das heißt, es übernimmt in diesem Fall die Elektronik der Kamera. Der Sensor liegt vom Anfang des Auslösens offen und wird nur vom verbliebenen zweiten Vorhang verschlossen. Der Schritt des ersten Vorhangs wird somit komplett von der Elektronik errechnet.

Diese Art Hybrid-Verschluss ermöglicht z. B. bei schneller Serienaufnahme die höchste Geschwindigkeit. Schaut man bei dieser Vorgehensweise ins Detail, fallen beim Bokeh Abflachungen in den Kreisstrukturen auf. Das ist allerdings Gejammer auf hohem Niveau und fällt nicht weiter ins Gewicht, zumindest nach meiner bescheidenen Meinung.

Ebenso gibt es die Möglichkeit, komplett auf den elektronischen Verschluss umzuschalten. In diesem Fall bleiben die mechanischen Verschlüsse, wo sie sind. Die Elektronik liest alles komplett aus und berechnet die Daten. Bei Kameras, die noch keinen sogenannten Stack-Sensor haben, darf die Verschlusszeit allerdings nicht zu kurz gewählt werden, da die Auslesegeschwindigkeit in diesem Fall begrenzt ist. Schnelle Bewegungen, wie z. B. Propeller eines Flugzeuges, weisen dann eine Krümmung auf. Das kommt daher, dass während des zeilenweisen Auslesens des Sensors sich im unteren Bereich das Bild schon verschoben hat und dies nun so ausgelesen wird.

In meinem täglichen Umgang mit der Kamera entscheide ich situativ, welche Variante ich wähle. Meistens nutze ich den Hybrid-Verschluss, aber in Umgebungen, in denen das Auslösegeräusch nerven könnte und keine schnellen Bewegungen zu erwarten sind, schalte ich durchaus auch auf den elektronischen um.

Nicht unerwähnt bleiben soll auch nicht der höhere Verschleiß des mechanischen Verschlusses. Es liegt auf der Hand, dass die Elektronik deutlich weniger verschleißt. Eine gängige Meinung besagt, dass ein mechanischer Verschluss um die 200.000 Auslösungen ertragen kann. Sicher sein kann man da allerdings nie. In vielen Fällen liegt die Anzahl aber auch darüber. 

Ob ich mit dem Korpus letztendlich ein paar weniger Aufnahmen machen kann oder auch nicht, nehme ich gerne in Kauf und habe so auf jeden Fall die besser Aufnahmequalität, die ist beim hybriden Verschluss ein klein wenig besser als bei der elektronischen Version. Beim rein mechanischen noch ein wenig besser. Aber diese Unterschiede sind schon wieder Haarspalterei.

Zwei kleine Hinweise zum Schluss. Nutzt man beide mechanischen Verschlüsse, kann man das hören. Denn es gibt das Auslösegeräusch zweimal. Am Anfang schaute ich verdutzt in die Einstellungen, weil ich dachte, ich hätte die Serienaufnahme eingeschaltet, aber dem war nicht so. Bei rasanten Verschlusszeiten wird dieses Geräusch dann zu einem einzigen. 

Vor ein paar Tagen wurde eine neue Sony Alpha Kamera vorgestellt, die mit einem elektronischen Global Shutter ausgerüstet ist.  Bei dieser Technik wird jedes einzelne Pixel gleichzeitig ausgelesen. D. h. es gibt keinerlei Verzögerung. Diese Technik liegt oberhalb der Stack-Sensor-Technik. Leider gilt das auch für den Preis an der Kamera.

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